Sonntag, 11. September 2011

Der Bulimie-Kater


Das Leben ist sehr hart in Paris. Weil es geregnet hat, habe ich heute fast den ganzen Tag auf dem Bett liegend damit zugebracht, den Kater zu streicheln. Meine Mitbewohnerin Maja ist in ihrer schwedischen Heimat und Tigres ist so liebebedürftig, dass ich nicht mal in Ruhe einen Tee trinken kann. Ständig nötigt er mich zum Streicheln, stößt mich mit seinem Kopf an, am liebsten wenn ich gerade die Tasse ansetzen will, so dass ich Gefahr laufe, mich zu verbrühen. Oder er streicht mit seinem Körper überall entlang, so dass seine Haare in der Luft rumschweben. Auch nicht so lecker, wenn man Tee trinken will. Manchmal legt er sich auch auf mich, wenn ich lese oder eine DVD schaue. Und Tigres ist wohlbeleibt. Da bleibt mir fast die Luft weg, wenn er auf meiner Brust rumtrampelt, um es sich bequem zu machen. Irgendwann hat er es dann geschafft und seinen schnurrenden Körper so platziert, dass sich unsere Nasen fast berühren. Wir schauen uns dann ganz tief in die Augen und überlegen wahrscheinlich beide, wer jetzt eigentlich wen hypnotisiert. Mit großer Vorliebe, tippt er mir dann mit seiner Pfote auf die Lippen, als wenn er mir zu verstehen geben will, dass ich jetzt nicht die schöne Stimmung zerstören darf.
Ich glaube er ist so anhänglich, weil es ihm derzeit nicht so gut geht. Irgendwie behält er in letzter Zeit sein Futter nicht bei sich. Dabei fällt er mit gesundem Appetit über das Essen her. Und das ist nicht irgendein Billigfutter. Maja kauft nur das Beste für ihre Katzen. Doch genauso schnell wie er frisst, so schnell höre ich Tigres dann aus irgendeiner Ecke der Wohnung würgen. Vielleicht leidet er unter Bulimie. Eine unterbewusste Protesthaltung. Das würde auch erklären, warum er sich immer an den schwierigsten Stellen übergibt. Nicht, dass Monsieur mal auf eine abwischbare Stelle, wie Linoleum, Dielen oder Fliesen kotzt. Nein, mit Vorliebe speit er auf den Kokosfaser-Teppich im Flur. Neulich hat er in die Verteilersteckdose und auf die Kabel unter Majas Schreibtisch gebrochen. Es kam zwar nicht zu einem Kurzschluss. Aber Maja hat sehr viel Zeit mit dem Reinigen verbracht. Vielleicht sollte ich das Thema jetzt nicht weiter ausfabulieren.
Nur so viel: Gestern habe ich Tigres ein bisschen Thunfisch gegeben: Es ist drin geblieben. 


Demnächst gibt es Geschichten mit mehr Inhalt. Versprochen. Denn ab morgen fängt mein Sprachkurs an. Ich bin gespannt auf die Zeit, die kommt, muss aber auch gestehen, dass ich mich mit dem NINI-Leben (NIcht arbeiten-NIcht studieren) ganz gut angefreundet habe. 

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